100x100 sind 10 Kilometer
Es ist jetzt schon ein paar Tage her, aber ich bin die 100x100m in Hamburg mitgeschwommen. 100x100m, das sind insgesamt 10 Kilometer. Also grob gesagt das dreifache eines für mich normalen Trainingsabends.
Warum schwimmt man 10 Kilometer? So richtig hatte ich mir darüber keine Gedanken gemacht, bis mich eine Freundin genau das fragte: Warum? Die einfachste Antwort ist, natürlich, zuerst einmal: Weil ich kann. Und ich konnte ja wirklich (auch wenn es anstrengender war, als ich gedacht hatte, aber dazu später mehr). Es hat wohl etwas mit "Grenzen austesten" zu tun, aber auch mit "ungewöhnliche Dinge tun, die mit dem Schwimmen zu tun haben". Kleine und später vielleicht auch einmal größere Herausforderungen.
Letztlich ist es die Fortsetzung meiner Schwimmerkarriere: als Jugendlicher bin ich ein paar Jahre regelmäßig im Verein geschwommen, dann habe ich kurz Wasserball gespielt, dann hörte ich mehr oder weniger auf (was ich heute ein bisschen bedauere), ab und zu ging ich mal wieder für ein paar Wochen oder Monate zum Training. Und dann, vor anderthalb Jahren, die Erkenntnis: ich will nicht ins Fitnessstudio, ich will nicht mehr zum Boxtraining, ich will kein Crossfit oder ähnliches machen, womit ich mir in der Zwischenzeit die Fitness pflegte - ich will wieder schwimmen.
Seit dem ersten Training vor gut anderthalb Jahren habe ich kaum eine Trainingseinheit ausfallen lassen. Und auch wenn ich wohl nie wieder so schnell werde wie als 18-Jähriger, macht es mir mehr Spaß als je zuvor. Es ist, das wird man in der kommenden Zeit hoffentlich auch dieser Seite anmerken, eins der wichtigsten Dinge in meinem Leben.
Und was hat das jetzt mit den 100x100m zu tun? Die waren auch ein kleiner Test: was kann der Körper noch leisten? Wo stehe ich mit meinem Training? Was macht die Ausdauer? Offenbar alles ok: Ich war auf Bahn 1, mit acht anderen Schwimmern und einer Schwimmerin. Von den 100 Einheiten (auf 50-Meter-Bahn in der extra für insgesamt 100 Schwimmer reservierten, sehr schönen Alsterschwimmhalle in Hamburg) bin ich 99 vorgeschwommen, nachdem ich bei den ersten 100 gemerkt habe, dass die anderen mir etwas zu langsam schwimmen. Die ersten 5 oder 6 Kilometer waren einfach, Abgangszeit alle 2:15 min, bei einer Schwimmzeit pro 100 von etwa 1:35 blieb genug Zeit für die Erholung. Ab etwa Kilometer 7 (oder den 70. 100m) wurde es erst langsam, dann immer schneller wirklich Anstrengung. Keine Qual, aber doch anstrengend, die Arme müde, die Schultern müde, vor allem aber der Geist: müde. Und trotzdem auch schön, also so ein seltsames Ding aus beidem. Ein bisschen heroisch durfte man sich fühlen, dass man das schafft, ein bisschen leiden, weil die Bewegungen immer schwerer wurden, aber natürlich auch Freude darüber, so vor sich hin schwimmen zu können.
Auf der Nachbarbahn 2 war das Tempo übrigens deutlich höher, die beiden Frauen, die sich da mit dem Vorschwimmen abwechselten, holten auf den 100m regelmäßig 10 oder 20 m Vorsprung raus. Triathletinnen, wenn ich das richtig gesehen habe, die wie (elegante) Maschinen diese 10 Kilometer hinter sich brachten. Am Ende dann aber doch schön, dass es vorbei war. Noch einmal? Vielleicht. Aber vielleicht auch lieber andere Herausforderungen. Wir werden sehen.
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