Es gibt einen englischen Schwimmreisenveranstalter, der zwar nicht ganz billig ist, aber dafür seine Reisen sehr, sehr gut organisiert: SwimTrek. Vor zwei Jahren war ich das erste Mal mit SwimTrek unterwegs, damals auf Mallorca, bei einer Reise, die sich "Introduction to Open Water Swimming" (oder so ähnlich, es ging um das langsame Heranführen ans Schwimmen in offenen Gewässern, auf was man da achten muss, was für eine Technik sich empfiehlt, wie man das richtige "sighting" betreibt, also im Blick behält, wo man hin will) nannte. Letztes Jahr dann in der Türkei, um den Bosporus zu durchqueren (SwimTrek macht da nicht so viel, es besorgt das Hotel und fährt einen zum Start des Schwimmens und zurück, aber vor allem garantieren sie einem einen Startplatz!). Und in diesem Sommer also die Costa Esmeralda, die Smaragdküste in Italien, genauer gesagt: Sardinien.
Ganz kurz die Rahmenbedingungen: tolles Wetter, noch tolleres, weil unglaublich klares Wasser. Wir waren eine Gruppe von insgesamt 15, jeden Tag sind wir mit dem Boot zu einer der umliegenden kleinen Inseln gefahren, um sie zu umrunden, um zwischen den Inseln das tiefe Meer zu durchqueren. Hat mich an vergangene Tauchurlaube erinnert, nur eben nicht mit Tauch-, sondern mit Schwimmgang: Vorbesprechung, Route auf der Karte ansehen, Ansage, auf was man so achten muss und dann ins Wasser. Aufgeteilt in drei Gruppen, die unterschiedlich sicher und schnell unterwegs waren, schwimmt man dann stundenlang im Salzwasser. Ich weiß nicht, ob das schon immer so war im Mittelmeer, aber obwohl das dort eine Naturschutzzone war, gab es nicht wirklich viel zu sehen: ein paar kleinere graue Fische, Seesterne, Seeigel, in fünf Tagen nur einen kleinen Rochen und eine kleine Muräne als etwas außergewöhnlichere Tiere. Dafür aber auch keine gefährlichen Tiere. Und nur an einem Tag ein paar Quallen, die so klein und unscheinbar direkt unter der Wasseroberfläche schwammen, dass man sie nicht sah, bis es fast zu spät war (es soll ja Schwimmer geben, die tragen Quallen-Verbrennungsmale wie Auszeichnungen).
Das Schwimmen, das kann man dann bei stundenlangem vor-sich-Hinkraulen feststellen, hat eine zutiefst beruhigende Wirkung. Wenn es so langsam vor sich geht (bloß keine Eile!), dann ist das eine Art von wandern. Theoretisch kann man ja auch wandern, wandern, wandern, ohne aufzuhören - und wer langsam schwimmt, kann eben schwimmen, schwimmen, schwimmen, ohne aufzuhören. Hier noch das offizielle Video von SwimTrek, ich bin der mit dem blauen Shirt ;-)
Es ist ja nicht so, als gäbe es keine Seiten im Netz, die sich mit dem Schwimmen beschäftigen. Im Gegenteil, es gibt sehr viele. Aber … vielleicht wird diese doch ein bisschen anders. Eine Art Reisetagebuch.
Nicht, weil ich so viel verreise, sondern weil das Schwimmen, wenn man ein gewisses Alter erst einmal überschritten hat - Franziska van Almsick war 26, als sie sich zur Ruhe setzte, Michael Groß 25, Ian Thorpe 30, Alexander Popov 33, um nur mal ein paar Namen zu nennen - eben kein Ziel ist oder hat, sondern ein Trip.
Was ich damit meine? Es ist ja so: eigentlich gibt es keinen Grund, zu schwimmen, wenn man mal von der Jagd nach Bestzeiten und Medaillen, die einem im allerbesten Fall auch eine Karriere danach ermöglichen, absieht. Menschen sind nicht für das Wasser geboren, wir laufen und fahren normalerweise von einem Punkt zum anderen und das sehr viel schneller, als wenn wir schwimmen. Fitness und entsprechende Körper bekommt man auch anders hin als durchs Schwimmen. Wir schwimmen also meistens um des Schwimmens willen (und finden, weil wir denkende Wesen sind), im Nachhinein eine intellektuelle Begründung dafür.
Anders ausgedrückt, wir finden aus welchen Gründen auch immer Spaß am Schwimmen. Irgendwann sind keine Bestzeiten mehr möglich, selbst die Technik kann schließlich nicht mehr verbessert werden, weil wir schwächer und unflexibler und älter werden. Und trotzdem kann das Schwimmen dann immer noch viel bedeuten.
Eine Reise also, die genau wie das Leben nicht durch ihr Ende bestimmt wird, sondern von dem, was wir daraus machen. So jedenfalls sehe ich das. Und hier auf diesen Seiten soll diese Reise beschrieben werden, ich mache das auch für mich, um die einzelnen Stationen festzuhalten, um andere daran teilhaben zu lassen, um vielleicht auch Gleichgesinnte zu treffen. Euer Johnny
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