Ein bisschen Normalität: Müggelsee 2021
2021 … für manche Schwimmer und Schwimmerinnen ein schönes Jahr, weil sie so oft wie nie zuvor im See oder am Meer schwimmen waren. Für andere eigentlich nur die Wiederholung von 2020: Pandemiebedingt (und natürlich wegen des Wetters) war kein normales Training möglich, die erste Hälfte des Jahres alle Hallen oder Freibäder zu, danach musste man erst einmal wieder in Fahrt kommen, das Training langsam aufnehmen, sich die fehlende (Schwimm-)Fitness wieder holen, Beweglichkeit neu erarbeiten, die eingerostete Technik wieder abrufen. Mit der Motivation war das natürlich auch so eine Sache: Wettkämpfe sind ja eher rar geblieben. Und ob ein Rennen oder ein Wettkampf dann auch wiirklich stattfinden würde, war ja auch nicht sicher.
Das Müggelseeschwimmen, das schönste und größte Freiwasser-Event in Berlin, fand jedenfalls statt, nachdem es 2020 wegen der Coronalage ausgefallen war. Mit Einschränkungen allerdings: Nur 450 Schwimmerinnen und Schwimmer konnten am 15. August antreten, die Startplätze waren im Gegensatz zu den Jahren davor schnell weg, Nachmeldungen am Wettkampftag also nicht mehr möglich. Wahrscheinlich eine gute Entscheidung, am Startplatz, dem Vereinsgelände eines Segelclubs, war zwar wegen einer großen Raasenfläche relativ viel Platz, aber an den engeren Stellen kam man sich dann doch schon mal ziemlich nah. Vor Ort herrschte aber Maskenpflicht, so dass alles sicher und gut ablaufen konnte.
Gestartet wurde in kurzem Abstand in mehreren Gruppen - nicht die Leistung oder eventuelle Richtzeiten bestimmten die Zusammensetzung der Gruppen, sondern nur die Reihenfolge der Anmeldung. Um 11 Uhr dann der Startschuss, die ersten 50 Schwimmer*innen legten los. Für mich ging es kurz darauf mit der zweiten Gruppe in den Wettkampf, der Start erfolgte im Wasser direkt vor dem Pier. Kurze Orientierung - wo ist die erste große gelbe Boje, die es anzupeilen gilt? - dann in zügigem, über 3,5 km durchzuhaltenden Tempo in Richtung Strandbad Rangsdorf am anderen Ende des Müggelsees. Gerade am Anfang hatte man mit jeder Menge kratziger Algenpflanzen zu kämpfen, aber das ließ nach kurzer Zeit nach.
Beim Freiwasserschwimmen stellen sich ja, wie auch bei anderen Wettkämpfen, immer ein paar Fragen. Mich beschäftigt meistens: Wie schnell gehe ich an? Wie teile ich mir das Rennen ein? Was möchte ich erreichen? Gibt es jemanden, an dem ich mich orientieren, vielleicht sogar ranhängen kann? Aber diese Fragen hatten sich schnell erledigt: Die ersten 200 m bin ich definitv zu schnell angegangen, musste dann erst einmal einen Gang zurückschalten. Die Renneinteilung war da dann auch schon klar: Möglichst schnell wieder in zügige, aber entspannte Grundhaltung kommen und am Ende vielleicht noch einmal anziehen. Als Ziel hatte ich mir gesetzt: Alles unter einer Stunde für diese dreieinhalb Kilometer ist ok, die Bestzeit von 2019 (56:25 min) schien mir nicht erreichbar, weil ich ja gerade erst wieder zweieinhalb Monate im Training stand. Schnell stand auch fest, dass da niemand war, an dem ich mich orientieren konnte - die Gruppe war einfach viel zu unterschiedlich besetzt, während ich versuchte, einen schnellen Mitschwimmer zu finden, hatte ich schon einen Brustkick von einem langsamen Senior im Gesicht - meine eigene Schuld.
Das Rennen rauschte dann so an mir vorbei! Schön, endlich wieder lange Strecken im Wasser zu schwimmen! Dazu Sonne und angenehme Temperaturen! Und immer wieder bunte Badekappen um einen herum. Überholte ich die gerade? Oder die mich? Schwer zu sagen. Aber im Ziel dann die Gewissheit: Ziemlich weit vorne gelandet: 57:13 mn! Erster Platz in der Altersklasse. Und 20. insgesamt! Und gar nicht so kaputt wie befürchtet. Ein guter Tag. Ein bisschen Normalität.
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