Schwimmen, schwimmen, schwimmen.

Von Europa nach Asien, Troja im Blick!

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Ich bin ja eigentlich schon zertifizierter Cross-Continental-Schwimmer, weil ich 2016 beim Bosporusschwimmen teilgenommen habe. Es gibt aber einen Schwimmwettkampf, der von der geschichtlichen Bedeutung her noch wichtiger ist: den "Turkish Hellespont Swim". Dort schwimmt man vom europäischen Teil der Türkei rüber zum asiatischen, vom Ort Eceabat nach Canakkale. Canakkale liegt nicht so weit weg von den historischen Ausgrabungsstätten, an denen sich Troja befinden soll (in Canakkale steht übrigens auch das Original-Pferd, das im Kinofilm "Troja" zum Einsatz kam). Einmal im Jahr, am türkischen Nationalfeiertag, wird für ein paar Stunden der Schiffsverkehr an dieser Meerenge gesperrt, 700 Schwimmer werden auf ein Boot gepackt, fahren nach Eceabat und schwimmen dann von dort nach Canakkale. Einer dieser Schwimmer war ich.

Schon am Vortag hatten uns die Veranstalter (der Rotary Club von Canakkale) erklärt, wie man am besten zu schwimmen hat, denn in dieser Meerenge gibt es eine ziemlich starke Strömung! Man schwimmt deshalb nicht in direkter, gerader Linie, sondern in einer Art Ellipse: In Eceabat geht man an einem kleinen Strand ins Wasser, schwimmt dann erst einmal etwa einen Kilometer Richtung gegenüberliegendes Ufer, wird dann aber von der Strömumg halbkreisförmig abgetrieben, peilt dann einen Punkt (genauer gesagt: die Flutlichtürme eines Fußballstadions) links vom Ziel an und lässt sich dann mit der Strömung in Richtung Ziel treiben. Je stärker man als Schwimmer ist, desto gerader kann man die Strecke schwimmen, je langsamer man schwimmt, desto größer muss die Kurve ausfallen. Nicht jeder hat das gut hinbekommen, etliche der Schwimmer wurden vom Wasser am Ziel vorbeigetragen! Mir gelang es ganz gut, die angeblich 6,5 Kilometer (es waren wohl eher 4,5, aber auf der Urkunde stehen 6,5) habe ich in nicht einmal 50 Minuten gemeistert, in der Gesamtwertung landete ich auf Platz 26, in meiner Altersklasse auf Platz 2 (ja, das da links auf dem Foto bin ich, gerade gab es die Medaillie und den Handschlag).

Warum ist das eigentlich so ein bedeutsames Schwimmen? Lord Byron, der berühmte britische Dichter, war so fasziniert von der griechischen Sage von Hero und Leander (Leander schwamm diese Strecke jede Nacht zu seiner Geliebten Hero, die ihm den Weg mit einer Fackel wies, diese Fackel wurde irgendwann vom Sturm ausgeblasen, Leander fand den Weg nicht mehr und ertrank), dass er selbst dort schwimmen wollte und das 1810 auch tat. Damit begründete er sozusagen das Open Water Swimming. Es ist aber auch so bedeutsam, weil die Gegend eine große Bedeutung für die Türkei hat, hier wurden viele Schlachten geschlagen, was man auch an vielen Denkmälern sehen kann. Für uns Schwimmer ist das ein bedeutsames Rennen, weil es technisch sehr anspruchsvoll ist - wie gesagt, die Strömung!

Bosphorus Cross Continental Swimming - Schwimmer gehen nicht unter

Offizielle Badekappe Bosporus Swim
Da ist er also, dieser sehnsüchtig erwartete Moment: endlich geht es in den Bosporus, die legendäre Meerenge zwischen Asien und Europa! Das "Bosphorus Cross Continental Swimming 2016" startet und mit mir springen nach und nach rund 2000 Schwimmer in das warme Wasser, um sechseinhalb Kilometer zu schwimmen, dabei von Kontinent zu Kontinent zu wechseln und sich am Ende hoffentlich besser zu fühlen.

Sechseinhalb Kilometer, das hört sich nach einer langen Strecke an, jedenfalls für den "normalen" Schwimmer, der zwei, drei Mal in der Woche seine anderthalb Stunden Training absolviert. Aber hier kommt ja noch die Strömung dazu, die einen fast doppelt so schnell ans Ziel kommen lässt wie in stehenden Gewässern. Also alles nicht so wild, oder? Nun ja, ganz so einfach ist es ja dann doch nicht. Und das fängt schon bei der Vorgeschichte an: neun Tage vor dem Rennen vermeldet die Türkei einen militärischen Putschversuch. Weiterschwimmen, äh, -lesen …

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